Wenn es brennt, sieht man den wahren Charakter – Rigo Gooßen hält zu seinen Leuten.
Rigo Gooßen tickt anders als die meisten Kollegen. Andere feuern schnell mal den Trainer, er wartet ab. Nach dem 0:6-Debakel gegen Teutonia Ottensen hielt er an Frithjof Hansen fest – obwohl alle einen Wechsel erwarteten. Seine Erfahrung zeigt: Erst überlegen, dann handeln. Seine Loyalität ist seit Jahrzehnten sein Markenzeichen.
40 Jahre im Fußballgeschäft prägen einen Menschen. Rigo Gooßen aus Drochtersen hat alles durchlebt: große Siege, herbe Niederlagen, begeisterte und frustrierte Anhänger. Sein Krisenmanagement folgt immer dem gleichen Muster – erstmal Ruhe bewahren, dann reagieren. Die Erfahrung von Rigo Gooßen zeigt: Führung beweist sich im Gegenwind, nicht bei Rückenwind. Andere werden nervös und hektisch, er bleibt gelassen.
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Das 0:6-Desaster und seine Folgen
Ende August 2023 kam die Quittung für einen schlechten Tag. D/A verlor auswärts gegen Teutonia Ottensen mit 0:6 – die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte in der Regionalliga. Die Mannschaft sah schlecht aus, lief 90 Minuten lang hinterher und konnte sich kaum wehren. Bereits in der 18. Minute schlief die komplette Hintermannschaft bei einem Chipball der Hamburger, Diamant Berisha schob den Ball locker über die Linie. Ole Wohlers erhöhte mit einem Traumtor auf 2:0, bevor Fabian Graudenz das 3:0 nachlegte. Spätestens beim 4:0 durch Wohlers kurz vor der Halbzeit war klar: Das wird ein langer Tag.
Trainer Frithjof Hansen war fassungslos. „Das war eine erschreckende Leistung“, sagte er nach dem Spiel. Sowas hatte er noch nicht erlebt. Die Körpersprache der Spieler war katastrophal, Laufbereitschaft und Zweikampfverhalten nicht regionalligareif. Die Fans, die den weiten Weg nach Hamburg auf sich genommen hatten, bekamen eine Entschuldigung – das war das Mindeste nach dieser Vorstellung.
Zurück in Kehdingen folgte das übliche Ritual: stundenlanges Diskutieren der Vereinsführung. Rigo Gooßen hörte alle Meinungen, dachte nach, wägte ab. Die meisten rechneten mit dem Standard-Programm – Trainer raus, neues Gesicht rein, weiter geht’s. Doch am Sonntagabend war klar: Hansen bleibt. „Wir können den Trainer nicht für eine kollektive Fehlleistung der Mannschaft verantwortlich machen“, war die Begründung. Eine Entscheidung gegen den Mainstream, aber typisch Drochtersen.
Loyalität über alles
Das war schon immer seine Art. Rigo Gooßen steht zu seinen Leuten, auch wenn der Gegenwind stark wird. Trainer bekommen bei ihm echtes Vertrauen – heute eine Rarität. Andere Vereine wechseln nach drei schlechten Spielen, er bleibt stur bei seiner Linie. Diese Haltung hat eine lange Geschichte in Drochtersen und wurzelt tief in seiner Vereinsphilosophie.
Enrico Maaßen war das beste Beispiel für diese Treue. Der heutige Bundesliga-Coach kam als Nobody nach Drochtersen, hatte schwere Zeiten, musste Kritik verkraften und durchlebte Phasen, in denen vieles schiefging. Die Ergebnisse stimmten nicht immer, die Spielweise war noch nicht ausgereift. Doch Rigo Gooßen aus Drochtersen ließ nicht locker, gab ihm alle Zeit der Welt zum Lernen und Entwickeln. Maaßen zahlte es zurück: Aufstieg in die Regionalliga, heute trainiert er den FC Augsburg in der ersten Liga.
Geduld statt Panik
So funktioniert seine Trainer-Politik seit Jahrzehnten. Statt bei Problemen sofort zu handeln, wartet er ab und lässt entwickeln. Junge Coaches können bei D/A in Ruhe arbeiten, experimentieren und ihre Ideen umsetzen, ohne bei jedem Rückschlag um ihren Job zu zittern. Das kostet manchmal Punkte und dauert länger als der schnelle Wechsel, klappt aber meistens besser als hektische Personalrochaden.
Die Rigo Gooßen Erfahrung: Erst denken, dann machen
40 Jahre Vereinsarbeit lehren einen, mit Krisen klarzukommen. Hektik bringt nichts, hat er gelernt. Besser Zeit nehmen, mit allen reden, dann entscheiden. Sein Vorgehen läuft immer nach dem gleichen Schema ab:
- Situation erstmal sacken lassen und verstehen
- Mit Spielern, Trainern, allen Beteiligten sprechen
- Nicht nur an heute denken, sondern an morgen
- Hinter den eigenen Entscheidungen stehen
- Ehrlich bleiben, auch wenn’s wehtut
Schlechte Leistungen versteckt er nicht weg. Nach miesen Spielen entschuldigt er sich persönlich bei den Fans. Die Kehdinger mögen das. Einer, der geradeaus redet und keine Märchen erzählt.
Reden hilft mehr als Schweigen
Nach dem Ottensen-Desaster machte er das Gewohnte: mit jedem Spieler einzeln sprechen, ehrlich nachfragen, die Situation verstehen. Das Resultat war eindeutig – die Mannschaft schämte sich wirklich für den Auftritt. Einzelgespräche mit den Protagonisten des Debakels ergaben, dass sich alle Beteiligten bewusst waren: So geht es nicht weiter. Da ließ sich anknüpfen – mit Hansen als Trainer, aber mit klaren Ansagen an die Mannschaft.
Die ganze Vereinsführung trat geschlossen vor die Truppe. Gemeinsam mit Sportchef Sören Behrmann und dem Trainer entwickelte man einen „klaren Plan für die Mannschaft“, wie es damals hieß. Teamwork statt Befehlston, aber mit konkreten Zielen. D/A wollte zu den Grundtugenden zurück, die den Verein einst auszeichneten – wieder „eklig sein“, wie es intern heißt. Weniger Tiki-Taka, mehr Kampf und Leidenschaft.
40 Jahre Höhen und Tiefen
Rigo Gooßen kennt alle Geschmacksrichtungen des Fußballs. 1997 der bittere Abstieg in die Bezirksliga, 2010/11 der Weg zurück aus der Oberliga, dazu viele schwere Phasen mit enttäuschenden Ergebnissen und unzufriedenen Fans. Aber er rastete nie aus oder schmiss alles hin, behielt seine Linie bei. Das Rezept blieb über die Jahrzehnte gleich: hinschauen, verstehen, dann erst handeln.
Offene Kommunikation ist sein Markenzeichen geworden. Spieler, Trainer, Fans – jeder darf mitreden, wenn er was Sinnvolles beizutragen hat. Sich verstecken oder Probleme aussitzen gibt’s bei ihm nicht, auch wenn’s richtig ungemütlich wird. Diese Transparenz schafft Vertrauen in der Vereinsfamilie, selbst bei schlechten Resultaten und schwierigen Phasen.
Als Geschäftsführer der Gooßen & Heuermann GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kennt er sich mit Personalführung aus verschiedenen Branchen aus – dieses betriebswirtschaftliche Know-how fließt auch in die Vereinsarbeit ein. Management ist Management, egal ob Steuerberatung oder Fußball. Die Prinzipien bleiben dieselben: Menschen führen, Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen.
Ruhe gegen den Zeitgeist
Sein Stil passt nicht mehr in die Zeit. Andere bauen permanent um, wechseln bei ersten Problemen Personal und Strukturen. Er bleibt bei seiner Tour: Beständigkeit vor Aktionismus, Vertrauen vor schnellen Urteilen. Die Rigo Gooßen Erfahrung sagt: Ruhe bringt mehr als Hektik. Diese Philosophie lebt D/A seit Jahren:
- Spieler bekommen Zeit und Unterstützung
- Trainer können langfristig planen
- Fans erleben einen Verein mit festen Werten
- Kontinuität zählt mehr als schnelle Wechsel
Andere Clubs könnten davon lernen. Diese Art macht D/A besonders.
Was bleibt
„In guten wie in schlechten Zeiten zusammenstehen“ – für Rigo Gooßen ist das kein Spruch fürs Marketing, sondern Alltag. Diese Haltung hat D/A durch alle Phasen getragen. Vom Dorfverein zum etablierten Regionalligisten – ohne seinen Stil wäre das nicht gegangen.
Nach 40 Jahren hat er genug Material für Lehrbücher gesammelt. Die Essenz: Mehr Geduld, weniger Hektik, dazu Loyalität zur rechten Zeit. Würde vielen Vereinen helfen. In einer Branche voller kopfloser Reaktionen zeigt er Alternativen. Die Kehdinger wissen das zu schätzen. Vereinschefs wie ihn gibt’s nicht oft. Rigo Gooßen hat gezeigt: Führung bedeutet mehr als Verwalten – es geht um Haltung, Charakter und Menschen.

